Kunst während kurzer Zeit ganz nah!

In der ehemaligen Tempogarage am Rhein nutzen 17 junge Kunstschaffende der Region die Räume, um ihre aktuellen Kunstwerke zu präsentieren. Jeder Winkel des Gebäudes wird belegt sein, von Malerei, Video- und Rauminstallation über Fotografie und Schmuck, bis hin zu Graffiti reicht das Spektrum. Die Eröffnung findet am 29. Juli statt.
Ältere, leerstehende Gebäude gibt es einige in der Altstadt Schaffhausen. Meist gehen wir achtlos an diesen vorüber – ausser – sie erfahren eine Umnutzung, wie dies eben gerade mit der Tempogarage am Rhein geschieht. Das Gebäude steht seit 25 Jahren leer und steigt zum zweiten Mal wie Phönix aus der Asche, nicht neu und unversehrt aber vital und farbenfroh von Kunst überzogen.
Vor zwei Jahren haben die Künstler Michael Stoll und Patrick Werner mit Fabienne Spiller, Gabriela Scherrer und Philip Böhni den Verein Zwischenraum gegründet mit dem erklärten Ziel „Leerstand kreativ zu füllen“. So haben sie junge KünstlerInnen aus Schaffhausen eingeladen mit ihrer Kunst die vergessenen Räume neu zu beleben. Die Idee ist gut angekommen. Die Schaffhauser Kunstliebhaber haben den verwandelten Ort geliebt. Gross und Klein konnte zeitgenössischer Kunst begegnen – Kunst zum Anfassen, ganz nah und dann in der Tempobar bei einem Bier mit den Künstlern darüber reden oder einfach nur da sitzen. Diese Idee hat das Publikum angelockt. Die Kunst hat dem Ort einen Mehrwert gegeben, wenigstens vorübergehend.

 

 

Auch in diesem Sommer ist aus der Rheingarage, an der Fischerhäuserstrasse 61, wieder ein Ort der Kreativität geworden. Die Kunstschaffenden ziehen mit viel Lust ihr Ding durch. Aus dem Off-space ist erneut eine Lokalität mit Charme entstanden – keine Galerie im herkömmlichen Sinn – wohlverstanden. Es ist, als ob die Kunst den Dialog mit den Räumen suche, vergänglich nicht beständig. Dabei entsteht ein besonderes Spannungsverhältnis, das für den Betrachter eine einzigartige Atmosphäre schafft. Statt in einen etablierten Ort einzuziehen, geht es hier den KünstlernInnen um selber machen, selber wüten dürfen und selber wieder „abreissen“ können.

 

Die Objekte greifen zum Teil aktuelle Themen unserer globalisierten und mediatisierten Welt kritisch auf. Es wird auch ganz Beschauliches gezeigt, das keinem Konzept folgt, in völliger Freiheit im Raum. Dass die KünstlerInnen am ganzen Prozess viel Freude haben, ist offensichtlich. So soll es auch den Besuchern gehen: von Raum zu Raum schlendern, dies und das und immer wieder anderes entdecken, Spass an der Sache haben und warum nicht mit einem Bierchen, statt einem Cüpli in der Hand.
Politisch fühlen sich die Kunstschaffenden frei; sie wollen sich nach keiner bestimmten Orientierung richten. Ihre Werke sind bunt, zeigen eine Position, manchmal magisch oder von Witz beseelt.
Die Kunst – auch vergängliche Kunst, Kunst im Fluss und Kunst am Fluss – soll Menschen verbinden. Die ehemalige Tempogarage am Rhein vermag im Kulturangebot in Schaffhausen für kurze Zeit, vom 29. Juli bis zum 14. August eine Lücke zu schliessen.
Susanne Bernhard
Schaffhausen, 27.06. 2016